Exklusiv-Interview mit Aristoteles, dem Großmeister der Philosophie.

Er spricht mit uns über Ethik, Glück und böse Nachbarn.

Lebenskünstler: Servus Aristoteles, ich freue mich Dich auf meinem Blog begrüßen zu dürfen. Viele Menschen streben nach Glück. Du als Autor der nikomachischen Ethik hast dieses in deinem Werk sehr ausführlich beschrieben. Kannst du uns als Einstieg einen kleinen Überblick verschaffen.

Aristoteles: Der Wunsch nach Glück ist in der Menschheit länger verankert als ich alt bin. Schon zu meiner Zeit war das Streben nach Glück die ultimative Herausforderung. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Grundsätzlich kann man sagen, dass es darum geht ein selbstbestimmtes Leben für sich zu wählen. Und Ziel des Lebens ist Glück. Früher haben wir dazu Eudaimonia gesagt, was mit „gut“ zu übersetzen wäre. Das ist aber egal, die Bedeutung bleibt die gleiche.

Lebenskünstler: Und welche Ingredienzen benötigt man deiner Meinung nach für Glück?

Aristoteles: Dafür gibt es grob 7 Bestimmungen, über die es sich lohnt nachzudenken.

  1. Glück ist ein wählbares Gut.
  2. Glück ist eine spezifische Tätigkeit.
  3. Glück ist ein Leben in der Verflochtenheit.
  4. Glück besteht aus dreierlei Güter – seelische Güter wie z.B. Weisheit – körperliche Güter -äußerliche Güter.
  5. Glück ist etwas, das man lernen kann.
  6. Glück ist ein erfülltes Leben.
  7. Glück ist etwas Göttliches.

Lebenskünstler: Vielen Dank für den kurzen Überblick, doch lass uns doch im Einzelnen auf die Punkte eingehen. Ein wählbares Gut, wie darf ich das verstehen? Ich kann mir aussuchen, wann ich im Lotto gewinne, oder wie?

Aristoteles: Natürlich sind dabei nicht die glücklichen Zufälle gemeint. Es geht dabei vielmehr um das Lebensglück. Und dieses ist wählbar. Ich entscheide mich dafür und gebe meinem Leben die richtige Richtung. Wobei jede Richtung seine Wertschätzung verdient. Ich kann mich nur der Lust hingeben oder mich auch der Gesellschaft widmen oder der Weisheit. Alles ist möglich, doch die Entscheidung liegt bei mir.

Lebenskünstler: Kann man Glück nur bei einer spezifischen Tätigkeit erfahren?


Aristoteles: Glück kann man immer erfahren, der Schwerpunkt liegt hier beim Tun und zwar täglich, ein Leben lang, egal ob seelisch oder physisch. Ziel des Ganzen ist die Exzellenz, sodass man selbst bei ungeliebten Aufgaben Glück erfährt.

Lebenskünstler: Glück durch Verflochtenheit – und was mache ich, wenn ich einen ungeliebten Nachbar habe?

Aristoteles: Entweder dem Nachbarn aus dem Weg gehen oder Wegziehen. Hauptsächlich geht es bei der Verflochtenheit aber um wahre Freundschaft. Denn darin wird das Glück erlebbar. Eine Freundschaft ohne Nutzen und Hintergedanken. Aber auch die Freundschaft zu sich selbst ist wichtig. Denn nur wer mit sich selbst befreundet ist, ist offen für das Glück. Deshalb sollte man sich täglich selbst fragen, ob ich mit mir selbst gerne auf ein Bierchen gehen würde.

Lebenskünstler: Besitzt du alle Güter für ein glückliches Leben?

Aristoteles: Nein, das ist aber auch gar nicht notwendig. Vom ersten Gut zum Beispiel, dem seelischen, besitze ich mehr als notwendig. Ich verstehe mich sehr gut darin, ein freudvolles und lustvolles Leben zu genießen. Denn nicht nur die Weisheit, auch die Lust gehört zum seelischen Gut. Dadurch kann ich meine Schwächen im körperlichen Gut kompensieren. Denn wie du siehst, bin ich nicht der Fescheste. Aber das ist egal, jedes Gut ist nur ein Werkzeug – so auch das äußerliche. Wenn jemand nicht wohlgeboren ist, kann er trotzdem, durch seelische Fähigkeiten, zu einem glücklichen Leben finden.

Lebenskünstler: Wie lernt man Glück?

Aristoteles: Auf der einen Seite theoretisch. Der wichtigste Faktor ist die Sorge. Aber nicht die ängstliche Sorge, sondern die umsichtige und vorausschauende Sorge, die macht der Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben ein Ende und man kommt zur Wahl des Glücks. Auf der anderen Seite geht es um den praktischen Lernprozess – durch ständiges Üben, auch Gewohnheit genannt. Die Grundlage des faktischen und ethischen Handels – und nicht bloßer Zufall.

Lebenskünstler: Muss ich ständig Tun um ein „erfülltes Leben“ zu erreichen?

Aristoteles: Ja und nein. Ein erfülltes Leben benötigt ein ständiges tätig Sein ohne Abschluss. Jedoch geht es im Leben auch um die gesamte Fülle – im positiven wie im negativen. Deshalb braucht jedes Leben auch untätig Sein oder Trauriges. Denn nur das Aktive wäre unmöglich und nur das Schöne wäre langweilig.

Lebenskünstler: Wenn glück etwas Göttliches ist, was können dann Atheisten tun?

Aristoteles: Gott ist hier nicht als Personalie gedacht, sondern vielmehr als kosmisches Prinzip. Das Glück ist das A und O unseres Lebens. Das ganz große Ziel. Darauf richtet sich all unser Tun. Deshalb ist es das Höchste, was es zu erreichen gilt. Und man wählt es, indem man der Energie des Glücks Raum gibt.

Lebenskünstler: Herzlichen Dank für das Gespräch und die geballte Ladung Glück!

Liebe Grüße

 

Karl

 

 

 

 

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Über Karl

Hi, ich bin Karl Allmer. Als zertifizierter Fachtrainer, diplomierter Resilienztrainer und selbstständiger Unternehmer bin ich ein Spezialist in den Bereichen Stressbewältigung und Resilienz. Seit 2014 unterstütze ich Menschen mit Methoden der Stressbewältigung und Techniken aus dem Resilienztraining dabei, Ihre persönliche Widerstandsfähigkeit zu stärken.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von 2015 - Das Beste der Lebenskunst • Lebenskünstler am 28. Dezember 2015 um 1:08

    […] Februar – Exklusiv-Interview mit Aristoteles, dem Großmeister der Philosophie. […]

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