Einmal Auswandern und zurück – eine Erfolgsgeschichte!

Auswandern und rückkehr

Woran ist es gescheitert? Diese Frage wurde uns seit unserer Rückkehr aus Spanien schon öfter gestellt. Die Antwort darauf ist vielschichtig. Eines kann ich aber auf jedenfalls sagen: es fühlt sich keinesfalls wie scheitern an, denn dafür hatten wir bei unserer Auswanderung einfach eine zu geile Zeit. Doch bevor ich über die Story und die Gründe der Rückkehr schreiben möchte, beginne ich von vorne, wieso es überhaupt zu unserem Entschluss „Auswandern“ kam.

Der Traum von Sonne Strand und Meer

Puuh, jetzt wird es langweilig. Denn unsere Motivation auszuwandern, unterscheidet sich nicht großartig von den unzähligen anderen Auswanderern. Der Wunsch an sich entstand erstmals bei unserer 10-monatigen Weltreise 2010. Wir reisten durch die verschiedensten Länder der Welt, durch Südamerika, über den Pazifik nach Asien. Es war eine verdammt schöne Zeit. Wir bewunderten atemberaubende Plätze, lernten viele sympathische Menschen kennen und haben einige Abenteuer erlebt.  Dennoch blieben wir unentschlossen und kehrten zurück nach Österreich. Der Wunsch nach mehr Meer und weniger Arbeit blieb unverwirklicht. In Wien mussten wir uns langsam wieder ein Nest aus Sicherheit neu aufbauen. Denn schon beim ersten Abschied hatten wir alles aufgegeben, was uns gebunden hatte. Wohnung gekündigt, Auto und Krimskrams verkauft. Auf der Reise waren wir nur begleitet von einem Rucksack und dem Gefühl der großen Freiheit. Zuhause angekommen, folgte die klassische Karriereleiter und eine Familiengründung –  2013 wurde unser Sohn Matteo geboren. Dennoch blieb das Brennen, einmal in Richtung Süden auszuwandern, in uns bestehen. Auszubrechen aus dem Stress, hinein in ein ruhigeres und sonnigeres Leben.

Auswandern mit Kind – darf man das?

Nach vier Jahren Arbeit und Alltag in Österreich schlummerte nach wie vor in uns der Traum. Doch unsere Lebensbedingungen hatten sich geändert und die Familie sich erweitert. So mir nichts Dir nichts aufzubrechen, geht das auch mit Kind? Klar geht das.

Natürlich haben viele um uns herum ihre Zweifel geäußert, dennoch wollten wir es versuchen. Die Entscheidung ist Ende 2014 gefallen. Als der Winter und die stressige Jahreszeit hereinbrach war klar, ewig möchten wir bei diesem Spiel nicht mitmachen. Von morgens bis abends arbeiten und nicht genügend Zeit für Familie und Freizeit. Als der Entschluss feststand auszuwandern, wussten wir zuerst nicht wohin. Uns standen alle Möglichkeiten offen, denn Sonne, Strand und Meer hatten viele Länder zu bieten –  Karibik, Mexiko, Thailand oder doch Südafrika. Einige Kriterien haben wir dann aber doch festgelegt. Die Sicherheitslage des Landes durfte nicht bedenklich sein und die Gesundheitsvorsorge sollte auch für unseren damaligen 1,5-jährigen Sohn gewährleistet sein. Regelmäßig wollten wir auch Familie und Freunde besuchen können. Somit haben wir das Ganze auf Europa eingegrenzt. Und weil meine Frau ein abgeschlossenes Studium in Spanisch absolviert hatte, haben wir uns auf Spanien geeignet.

Die Organisation und das Drumherum

Ehrlich gesagt, so eine Auswanderung hat es in sich. Es gilt nicht nur die Wohnung mit all ihren Nebengeräuschen wie Stromanbieter ect. zu kündigen, es allen Freunden und Bekannten beizubringen oder den Job zu kündigen. Es gilt auch andere wichtige Fragen zu klären. Wo genau werden wir leben und noch wichtiger, wovon werden wir leben?

Da meine Frau Spanisch studiert hatte, war für Sie klar, dass Sie mit Sprachunterriecht durchaus realistische Chancen haben könnte ihr Geld zu verdienen. Bei mir schien die Situation schon etwas schwieriger. Denn ich hatte eine feste, ortsgebundene Anstellung als Projekt Manager in Wien. Für mich hieß es, beruflich umzusatteln. Und womit kann man immer und überall sein Geld verdienen? Richtig, mit dem Internet. Also machte ich mich selbstständig und startete als Dienstleister für Onlinemarketing mein Einzelunternehmen.

Die Frage nach dem Wohin haben wir mittels Ausschlussverfahren gelöst. Wir wussten wir wollten nach Spanien, allerdings wollten wir in keine klassische Touristen- und Auswanderer-Hochburg wie Mallorca oder Torremolinos. Es sollte in einer Stadt oder in der Nähe einer Stadt sein. Und es sollte über das ganze Jahr warm sein. Also machten wir uns etwas schlau und entschieden uns mit dem Finger auf der Landkarte für einen Ort namens Rincon de la Victoria.

Die Auswanderung der Start

Nach unserer melancholischen Abschiedstour von Familie und Freunden, bestiegen wir im Juli 2015 den Flieger Richtung Málaga. Mit nur drei großen Koffern, davon einer nur mit dem Spielzeug für unseren 2 Jährigen Sohn gefüllt und etwas Handgebäck haben wir unsere Reise angetreten. Für die erste Woche haben wir uns ein Hotel gemietet. Wie es danach weitergehen sollte, blieb vorerst offen.

Das Schicksal war uns gnädig und wir haben schnell eine passende Wohnung gefunden. Mit Blick aufs Meer und einem Pool vor der Haustüre. Der Start alles paletti. Ich glaube das nennt man Anfängerglück?

Die erste Zeit blieben wir noch im Urlaubsmodus, denn wer will schon im August in Spanien auf Arbeitssuche gehen.

Im Herbst haben wir uns dann mehr um unser Einkommen gekümmert. Tanja hatte begonnen erste Privatstunden als Sprachlehrerin zu geben und ich habe mein erstes E-Book fertiggestellt und mich weiter um meine Kunden in Österreich gekümmert. Wir wurden zwar nicht reich, hatten aber viel Zeit für unseren Sohn und für das Meer. Für den Start war das alles nicht mal so schlecht.

Die Auswanderung, das Schöne und die Hürden

Nach mehr als einem Jahr und einem Umzug später, hatten wir viel erreicht. Wir hatten eine neue Wohnung „Primera Linea de La playa“ – Meer erste Reihe fußfrei. Tanja hatte einen fixen Job in einer Sprachschule und auch meine Geschäfte ließen ein gemütliches Leben in Spanien zu. Auch erste Beziehungen zu Spaniern bzw. Deutschen waren geknüpft. Dennoch sind gefühlsmäßig ein paar Gewitterwolken aufgezogen.

Die Familie und die Freundschaften in Österreich fehlten uns doch mehr als ursprünglich erwartet, so manch spanische Behörde machte uns das Leben schwer und auch kulinarisch hat Österreich um einiges mehr zu bieten. Abgesehen davon durften wir erfahren, dass der Winter auch in Südspanien richtig ungemütlich werden kann, denn gedämmte Häuser und Zentralheizungen kennt man dort nicht. Bei Nächten so um die 5 Grad, kann es im Schlafzimmer dann schon mal etwas kälter werden.

Außerdem stand eine große Entscheidung für unseren Sohn Matteo an. Es sollte in den Kindergarten. Doch leider ist das System in Spanien etwas anders. Kinder mit drei Jahren werden in Spanien in die Schule geschickt und nicht in den Kindergarten. Und dies entsprach so gar nicht unseren Vorstellungen von einer schönen Kindheit. Zum Glück konnten wir eine Alternative in Malaga finden, wo Kinder doch noch mehr spielen dürfen und weniger die Schulbank drücken. Dennoch blieb die Situation etwas unbefriedigend.

All diesen Widrigkeiten zum Trotz haben wir entschieden, doch zu bleiben. Denn der nächste Frühling kommt bestimmt.

Gewinn und Verlustrechnung der Auswanderung

Auch wenn die Sonne und die Wärme im Frühjahr wieder zurückgekommen sind, so sind manche Bedenken nicht verflogen. Die Familie fehlte uns immer noch und das Gefühl des Zuhauses mochte sich nicht so richtig einstellen. Nach einigen Überlegungen sind wir trotz hervorragender Bedingungen zum Schluss gekommen, wenn wir wieder zurück nach Österreich gehen, gewinnen wir mehr als wir verlieren.

Rückblickend gilt zu sagen, dass wir zu dritt eine schöne Zeit hatten. Wir durften viele nette Menschen kennenlernen und neue Freundschaften sind entstanden. Wir haben zu dritt enorm viel schöne Zeit miteinander verbracht.

Wir haben unseren langersehnten Traum verwirklicht. Auch wenn sich dieser nicht für die Ewigkeit herausstellte, so kann uns diese Erfahrung niemand nehmen. All diese Erfahrungen haben wir mitgenommen und in unserem Herzen aufgenommen. Unser Mut hat sich bezahlt gemacht, denn unsere Auswanderung war ein großer Erfolg.

Lg Karl

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Über Karl

Hi, ich bin Karl Allmer. Als zertifizierter Fachtrainer, diplomierter Resilienztrainer und selbstständiger Unternehmer bin ich ein Spezialist in den Bereichen Stressbewältigung und Resilienz. Seit 2014 unterstütze ich Menschen mit Methoden der Stressbewältigung und Techniken aus dem Resilienztraining dabei, Ihre persönliche Widerstandsfähigkeit zu stärken.

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