Du hast einen Vogel und das ist gut so

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Du hast einen Vogel – diese Redensart verwenden Menschen, wenn sie jemandem zu verstehen geben möchten, dass er oder sie nicht ganz bei Verstand ist. Doch was bedeutet es, bei Verstand zu sein? Dass ich immer vernünftig bleibe? Dass ich nichts mache, was außerhalb der Norm ist – gemessen an der Nützlichkeit? Dass ich nur den Hobbies nachgehe, die alle machen? Muss jeder immer und überall bei Verstand sein oder braucht unsere Gesellschaft eine Portion mehr Verrücktheit, Individualität und Leidenschaft?


In der Schule werden wir getrimmt und gleich gemacht. Individualität und Kreativität bleiben auf der Strecke. Wir werden darauf vorbereitet, in der Arbeitsmaschinerie zu funktionieren. Mittlerweile hat die Wirtschaft unsere Gesellschaft so fest in den Krallen, dass nicht mal mehr für ein einfaches Hobby Zeit ist – von sonderbaren oder außergewöhnlichen Hobbies ganz zu schweigen. Muss ich mich dafür entschuldigen, wenn ich einem Hobby nachgehe, das keinen sichtbaren Nutzen hat – weder für meine Karriere noch für die Gesellschaft?

Jeder füttert seinen Vogel anders

In jedem von uns lebt eine Leidenschaft, man könnte auch sagen, jeder von uns füttert seinen Vogel anders. Und auch jeder von uns hat das Recht – nein die Pflicht – sich Zeit zu nehmen für seine Leidenschaft. Denn eine Gesellschaft, die keine Leidenschat zulässt, ist dem Untergang geweiht. Wir brauchen außergewöhnliche Spinnereien – welcher Art sie auch immer sein mögen. Unsere Gesellschaft braucht mehr Persönlichkeit und weniger Wirtschaft.

Zeit nehmen für die Sinnlosigkeit

Als ich vor fünf Jahren zu studieren begann, haben mir viele zu der Entscheidung gratuliert. Als ich sagte, dass ich Philosophie studiere, hat die Begeisterung schlagartig abgenommen. Es sind viele Fragen auf mich zugekommen. Wozu soll das gut sein? Kannst du das für deine Karriere brauchen? Was kannst du mit diesem Abschluss anfangen? Ganz ehrlich, ich habe bis heute keinen Abschluss in Philosophie und werde diesen in näherer Zukunft auch nicht absolvieren. Dies war auch nicht das vorrangige Ziel für mich.
Die Philosophie interessiert mich schon seit Jahren. Ich liebe es, den großen Fragen des Lebens auf den Grund zu gehen. Einzutauchen in eine andere Epoche und in eine andere Welt. Doch als Laie konnte ich kaum den Überblick behalten. Viele Texte waren schwer zu verstehen und manches Werk – wie z.B. Kritik der reinen Vernunft von Emanuel Kant – habe ich nur verständnislos beiseitegelegt. Ich wollte mir einen besseren Überblick verschaffen und habe ein Studium begonnen – ganz ohne Ziel, einfach nur aus Liebe zur Philosophie. Ich gönne mir die Zeit für eine Portion wirtschaftlicher Sinnlosigkeit. Und das tut mir richtig gut.

Zeit finden für die Sinnlosigkeit

Letztens bin ich mit einem Bekannten von einer Freundin ganz nett ins Plaudern gekommen. Irgendwann sind wir auch beim Thema Hobbies angelangt. Ich hatte das Vergnügen, mich mit einem passionierten Angler über Lebend-Köder zu unterhalten. Mir haben sich dabei die Nackenhaare aufgestellt, doch die Augen meines Gesprächspartners haben zu Leuchten begonnen. In seiner Ausstrahlung und seiner Körpersprache erkannte man; dass er sein Hobby liebt. Man kann jetzt zum Angeln stehen wie man will, in seinen Augen war die pure Lebensfreude zu erkennen.
Als ich ihn fragte, wann und wie oft er denn angeln geht, hörte ich denselben Satz, den ich leider viel zu oft zu hören bekomme: „Momentan habe ich dafür leider keine Zeit.“ Wo ist sie denn hin, die Zeit?

Funktionierst Du noch oder lebst Du schon?

Hast Du auch manchmal das Gefühl, Dir geht es gleich wie meinem Anglerfreund? Hast du ein schönes Hobby oder eine kleine Spinnerei aus den Augen verloren?
Dann ist es Zeit, Dich zu besinnen. Gönne Dir eine Pause und lehne Dich zurück. Hole Dir die Erinnerung zurück und nimm Dir Zeit für eine Portion Rebellion. Denn jeder hat das Recht auf seinen persönlichen Vogel. Nimm Dir die Zeit und füttere auch Du Deinen Vogel. Wir sind hier nicht auf der Welt, um wie Arbeitsmaschinen zu funktionieren.
Denn schon Aristoteles sagte:

„ Der Sinn des menschlichen Daseins ist das Glück“

Und genau dieses Glück bringen uns Hobbies, Leidenschaften und Spinnereien.
Die Zeit dafür musst du Dir allerdings nehmen, sonst wird das nichts mit der kleinen Rebellion der Lebenskunst. Vielleicht musst Du dafür andere Aktivitäten kürzen, wie z.B. Fernsehen. Doch streiche nicht die Leidenschaft aus Deinem Leben.
Lasse Deinen Gedanken, Deinen Hobbies und Deinen persönlichen Spinnereien freien Lauf – unabhängig von deren Nützlichkeit.
Was meinst Du dazu? Möchtest Du auch mehr Menschen dazu bewegen, Ihrer Leidenschaft zu frönen, dann teile doch einfach diesen Beitrag mit Deinen Freunden.

Genieße den Weg der Lebenskunst
Liebe Grüße

Karl

 

 

 

 

Karl

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Über Karl

Hi, ich bin Karl Allmer. Als zertifizierter Fachtrainer, diplomierter Resilienztrainer und selbstständiger Unternehmer bin ich ein Spezialist in den Bereichen Stressbewältigung und Resilienz. Seit 2014 unterstütze ich Menschen mit Methoden der Stressbewältigung und Techniken aus dem Resilienztraining dabei, Ihre persönliche Widerstandsfähigkeit zu stärken.

7 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Wakt Disney Methode | Träum wovon du willst - du sollst am 10. Februar 2019 um 11:59

    […] Herausforderungen die der Kritiker in dir herausgefiltert hat zu bearbeiten. Versuche dabei wieder der Kreativität freien Lauf zu lassen, so wirst du viele Probleme einfach lösen […]

  2. Veröffentlicht von Rapha am 16. November 2015 um 18:21

    Hallo Karl,

    ein sehr motivierender Artikel, vielen Dank dafür 🙂 Ich bin gerade bei der Recherche für meinen eigenen Blog hier gelandet und direkt hängen geblieben.

    Den Part über das Angel fand ich sehr interessant, da ich diesen Satz auch viel zu häufig hören. Er hängt mir schon zum Hals raus.

    Meiner Meinung nach hat man keine Zeit für seine Leidenschaft, man nimmt sie sich!

    Das Problem mit der Zeit hatte ich noch nie. Wenn etwas das mir wichtig war und mich erfüllt hat, nicht in meinen Zeitplan passte, dann musste eben etwas, das mir weniger wichtig war, weichen.

    Viele Grüße,
    – Rapha –

    • Veröffentlicht von Lebenskünstler am 16. November 2015 um 22:15

      Hallo Rapha, es freut mich das Du hier gelandet bist. Das eine kommt das andere geht, genau so kann es gehen. Das Problem das man dabei nicht übersehen darf, ist das man nicht das Falsche kickt nur weil gerade viel Arbeit ansteht. Lg Karl

  3. Veröffentlicht von Tina am 15. November 2015 um 18:11

    Als ich vor einigen Jahren mal einer Arbeitskollegin von meinem damaligen Hobby erzählte, fragte sie mich „warum verschwendest du so deine Zeit?“. Diese Frage hat mich lange Zeit beschäftigt.
    Habe ich wirklich meine Zeit verschwendet? Sollte ich in der Zeit, die ich in mein Hobby investierte, lieber etwas sinnvolles tun – sprich ein Ziel verfolgen?
    Mit etwas Abstand betrachtet kann ich sagen – jeder Mensch hat andere Prioritäten in seinem Leben. Der andere jagdt irgendwelchen Zielen hinterher, der andere kann auch einfach glücklich sein, wenn er etwas tut, weil es ihm einfach Freude bereitet.
    Und somit denke ich auch, Leben und Leben lassen… und füttere weiter meinen Vogel. 😉

  4. Veröffentlicht von Rin am 15. November 2015 um 16:23

    Ja, den Vogel. Den habe ich auch ab und zu. Und ich finde dass dieser nicht im geringsten etwas schlechtes bedeutet. Ein Vogel bedeutet fuer mich Freiheit. Wenn einer mir das Kompliment macht dass ich einen Vogel haette, fasse ich das so auf, dass ich ein freier Denker bin und statt einem langweiligen, vorhersehbaren Gehirn ein entdeckungsfreudiger, unvoreingenommener Vogel in mir haust. Ich nenne ihn Horst.

    LG Rin

    • Veröffentlicht von Lebenskünstler am 15. November 2015 um 20:53

      Hi Rin,
      herzlichen dank für Deine Ansichten. Frei sein wie ein Vogel, genau so sehe ich das auch. Besser verrückt und frei als Normal und in der Tretmühle gefangen. Liebe Grüße auch an Horst;-). Karl

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